STADTWALD-ANWOHNER WOLLEN KEINE PFERDE - UND HABEN SICH VERGALOPPIERT

Dachau

Stadtwald-Anwohner wollen keine Pferde - und haben sich vergaloppiert

Es gibt Bürger, die stören sich am Reiten im Stadtwald. Die Pferde seien zu groß, die Reiter würden mit ihnen auf verbotenen Wegen unterwegs sein. Und dann sind da noch die üblen Pferdeäpfel. Die Huftiere hätten im Stadtwald nichts verloren, so die Kritiker. Doch da täuschen sie sich.

Dachau – Seit vielen Jahren beschweren sich Anwohner über die Zustände im Dachauer Stadtwald. Mal heißt es, es gebe zu breite Schneisen für die Maschinen der Waldarbeiter, mal bekritteln die Leute, dass die Waldarbeiter zu viele Bäume fällen würden. Oder zu wenige. Wenn gefällt wird, stören sie sich an den Holzhaufen an den Wegen für die Spaziergänger. Da gehe der Borkenkäfer rein, so ein gängiges Lamento. Tut er im Übrigen nicht, wie Förster und Forstamt betonen, denn das Insekt braucht lebendige Bäume und befällt nur geschwächte Fichten. Nun steht ein größeres Tier im Fokus der Kritik: das Pferd.

Bei der Bürgerversammlung für Dachau-Süd Ende April (wir berichteten) meckerte ein Anwohner, dass im Dachauer Stadtwald Pferde auch dort unterwegs seien, wo es nicht vorgesehen sei. Die Tiere würden mit ihren Hinterlassenschaften die Wege des Stadtwalds verdrecken. Nun ereilte die Heimatzeitung eine Nachricht einer weiteren Bürgerin, die ähnliche Behauptungen aufstellt.

Die Nutzung des Stadtwalds durch Reiter nehme überhand, schreibt die Dame. „Und ich spreche hier nicht von kleinen niedlichen Island-Ponys, sondern von ausgewachsenen Pferden und deren Hinterlassenschaften“, heißt es weiter. Pferde, so die Beschwerdeführerin, hätten im Stadtwald „einfach nichts verloren“!

Nun, da irrt sich die Protestierende. „Nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz darf grundsätzlich jeder zum Genuss der Naturschönheiten und zur Erholung alle Teile der freien Natur ohne behördliche Genehmigung und ohne Zustimmung des Grundeigentümers oder sonstigen Berechtigten unentgeltlich betreten“, teilt Stadtbaumeister Moritz Reinhold mit. Das gelte zwar nur für „Betätigungen im Rahmen traditioneller Formen der Freizeitgestaltung und Sportausübung“, so Reinhold weiter, doch hierzu gehört explizit das Reiten.

In der Bürgerversammlung versprach Oberbürgermeister Florian Hartmann, in Sachen Reiten im Stadtwald in sich zu gehen und über die Sache nachzudenken. Laut Bauamtsleiter Reinhold hat der Stadtobere das mittlerweile getan. Das Ergebnis: „Das Reiten im Stadtwald ist aus den oben genannten Gründen zulässig und vom Gesetzgeber gewünscht“, zitiert Reinhold seinen Chef.

Auf Nachfrage der Heimatzeitung, ob es denn in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen oder gar Zusammenstößen zwischen Pferden auf der einen und Spaziergängern, Kindern, Hunden, Walkern, Joggern oder Radfahrern auf der anderen Seite im Wald gekommen sei, antwortet Christian Olschowsky, Leiter des Sachgebiets Verkehr bei der Polizei Dachau, dass in den vergangenen Jahren „keine polizeilich aufgenommen Unfälle, Beschwerden oder Anzeigen zwischen Reitern und anderen Verkehrsteilnehmern verzeichnet“ worden seien.

Bleibt noch die Frage, ob es gekennzeichnete Wege gebe, auf denen sich die Reiter aufzuhalten haben. Laut Olschowsky ist das nur dann der Fall, wenn die Wege durch eine verkehrsrechtliche Anordnung mit einem Verkehrszeichen – Reiten verboten – gekennzeichnet seien. Diesbezügliche Schilder sind nicht bekannt.

Die kleinen, niedlichen Island-Ponys übrigens, die die Bürgerin im Stadtwald gerade noch tolerieren würde, gibt es dort nicht mehr. Die vor allem bei Kindern beliebte „Ranch“, auf der sie lebten, muss nach einer Anordnung der Stadt bis Herbst 2023 beseitigt werden. Doch schon heute ist die Koppel leer.

2023-05-31T18:54:44Z dg43tfdfdgfd